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Ein Jahr Krieg in der Ukraine

von Dr. Ute Grolms, Stadt Rehburg-Loccum, Familienservicebüro

Nach einem Jahr Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge soll hier versucht werden, eine erste Bilanz zu ziehen, wie in Rehburg-Loccum und speziell im Ortsteil Loccum die Aufnahme und Integration der Menschen verläuft.

Wie viele Personen aus der Ukraine sind überhaupt hier?

Jedes Bundesland hat eine bestimmte Aufnahmequote zu erfüllen. Diese wird nach Steuereinnahmen und Einwohnerzahlen über den sogenannten Königsteiner Schlüssel berechnet. Für Niedersachsen ergibt sich eine Quote von 9,4 % der Asylbewerber*innen. Diese Quote wird auf Landkreise und kreisfreie Städte innerhalb Niedersachsens runtergebrochen. Das heißt, auch der Landkreis Nienburg muss eine Quote, die ständig der aktuellen Situation angepasst wird, erfüllen.

Schon 2015 gab es im Landkreis einen Beschluss aller Kommunen, die ankommenden Asylbewerber unbedingt dezentral unterzubringen und eine Ballung an einem oder mehreren Standorten zu vermeiden. Jede Kommune hat somit einen eigenen Anteil zu erfüllen, der sich nach der Einwohnerzahl richtet. Rehburg-Loccum hat rund 10 % der landkreisweiten Quote zu erfüllen.

Von den landkreisweit ca. 2.000 ukrainischen Geflüchteten wohnen knapp 200 Personen in Rehburg-Loccum, ungefähr 60 in mehreren Wohnungen im Ortsteil Loccum. Hier wird die bisher gut funktionierende dezentrale Unterbringung recht deutlich.

Wo kommt der Wohnraum her und reicht er?

Vor einem Jahr kamen die Vertrieben teilweise - vermittelt über die sozialen Medien - direkt in privaten Haushalten unter. Zeitgleich folgten viele potentielle Vermieter dem Aufruf aus dem Rathaus und meldeten freien Wohnraum, so dass die Mitarbeitenden der Stadt viele Personen in Zimmer und Wohnungen vermitteln konnte.

Inzwischen haben fast alle Ukrainer*innen eigenen Wohnraum. Die Stadt vermittelt Wohnungen von privaten Wohnungsgeber*innen, die sich gemeldet haben, oder mietet selber an. Die ein oder andere Familie hat auch erfolgreich selber Wohnraum gefunden. In Loccum sind die aktuell rund 60 Personen auf gut 20 Wohnungen verteilt, neun davon sind über die Stadt angemietet. Dazu kommen natürlich Asylbewerber*innen aus anderen Ländern und afghanische Ortskräfte.

Bitte melden Sie weiter freien Wohnraum! Es soll unbedingt weiterhin eine zentralere Unterbringung vermieden werden. Gesucht wird Wohnraum natürlich nicht nur für Ukrainer*innen, sondern für Asylbewerber*innen allgemein; auch die Familien aus anderen Ländern brauchen ein Dach über dem Kopf.

Warum wird trotz dezentraler Unterbringung die "Halle für alle" gebraucht? Widerspricht sich das nicht?

Nein, denn die Halle stellt als zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landkreises Nienburg für die untergebrachten Personen nur einen Übergang dar. Eine dezentrale Unterbringung setzt halbwegs passenden Wohnraum voraus. Familien mit mehreren Kindern oder ältere, gebrechliche Personen haben zum Beispiel völlig andere Bedürfnisse, was den Wohnraum angeht. Die Unterbringung in der Halle bietet gute Unterkunft und Versorgung, bis passender Wohnraum im Landkreis gefunden ist. Manche gehen von der Gemeinschaftsunterkunft nach Uchte, manche nach Nienburg, manche nach Rehburg-Loccum…, wie es passt und zugeteilt wird.

Zeitweise waren über 80 Personen in der Halle, manche mussten lange dort aushalten. Im Moment ist die Halle leer, da die aktuelle Quote für Niedersachen erfüllt ist. 
Bei uns Ankommende, die in Rehburg-Loccum Familie oder Freunde haben und sich im Rathaus melden, werden nach Möglichkeit ebenfalls im Stadtgebiet mit Wohnraum versorgt.

Kommen eigentlich eher Familien oder Alleinreisende?

Bei uns sind Mütter mit Kindern, Alleinreisende, Familien, Alte und Junge, bunt gemischt. Im Gegensatz zu den Geflüchteten aus den Bürgerkriegsgebieten, die vor allem 2015 und 2016 zu uns kamen und eine lange, beschwerliche Flucht über das Meer und Tausende Kilometer Landweg hinter sich hatten, (wodurch sich fast nur halbwegs junge Leute auf den Weg machten), haben jetzt glücklicherweise auch Alte und Kranke die Möglichkeit zu fliehen.

Unter den rund 200 ukrainischen Personen in Rehburg-Loccum sind etwa 140 Erwachsene, rund 15 unter sechs Jahren und die anderen zwischen sieben und 17 Jahren alt.

Einige wenige Personen sind inzwischen in die Ukraine zurückgekehrt, manche wollen auf jeden Fall langfristig bleiben und viele wissen wahrscheinlich einfach noch nicht, wie sie die weitere Zukunft planen sollen.

Ist mit der Zuweisung der Ukrainer*innen in die Wohnungen für die Stadtverwaltung dann alles erledigt?

Es ist natürlich nicht damit getan nur die Quote zu erfüllen, das Rathaus bleibt der zentrale Anlaufpunkt. 
Zum einen laufen die Akquise von neuem Wohnraum, die Verwaltung der schon angemieteten städtischen Wohnungen und die Zuteilung weiter. Oft sind Wohnungswechsel nötig, Dinge mit den Vermieter*innen zu regeln und bei über 50 Wohnungen, die inzwischen von Stadtseite angemietet wurden, ist natürlich immer viel zu tun.

Zum anderen steht viel Behördliches an: In guter Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde, dem Jobcenter, dem Sozialamt usw. werden im Rathaus Meldungen gemacht, Anträge auf Leistungen gestellt, Geld zunächst über die Stadtkasse ausgezahlt bis Bankkonten eröffnet sind, Sprachmittler*innen vermittelt, Fragen zu Krankenversicherung und Rente geklärt, dringende Arztbesuche organisiert, Formulare erklärt, Deutschkurse vermittelt, usw. Vieles wäre ohne Sprachmittlung gar nicht möglich.

Unverzichtbar ist auch der im Landkreis einmalige städtische Sozialfonds für Kinder, der über städtische Finanzmittel und dank großer Spendenbereitschaft in der Bevölkerung vieles ermöglicht.

Das ist doch teilweise eigentlich nicht Aufgabe der Stadtverwaltung?

Beratung und Hilfestellung ist ein zentrales Arbeitsfeld des städtischen Familien-Servicebüros (FSB), Familienfreundlichkeit soll in Rehburg-Loccum nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch umgesetzt werden.  Dies gilt für Jung und Alt, mit oder ohne Migrationshintergrund.

Unterstützt wird die Arbeit des FSB durch Bundesfreiwillige und glücklicherweise durch viele private Ehrenamtliche, die vernetzt mit dem Rathaus oder auch allein unwahrscheinlich viel möglich machen und größten Dank verdienen.

Was wird alles ehrenamtlich gemacht und kann ich mithelfen?

In großer Zahl haben sich im vergangenen Jahr Privatpersonen im Familien-Servicebüro gemeldet, um Hilfe anzubieten und zu erfragen, was getan werden kann. 

Nach Interessen und Möglichkeiten der Ehrenamtlichen passierte und passiert nun in unterschiedlichen Gruppen oder einzeln ganz, ganz viel: Es wird übersetzt, beim Ankommen unterstützt, Gesprächsrunden abgehalten, bei Formularen geholfen, das Dorf gezeigt, gemeinsam Sport gemacht, in Arbeit vermittelt, wenn notwendig Arztfahrten gemacht. Es gibt einen Deutschkurs in Münchehagen, einen Deutschkurs in Rehburg, eine Kleiderkammer, eine Fahrradwerkstatt. Es gab gemeinsame Ausflüge, im Sommer konnten die damaligen Bewohner*innen der Halle auf diese Weise sogar ins Freibad und nach Mardorf. Bestimmt ist diese Liste noch nicht vollständig.

Trotzdem ist mehr ehrenamtliche Unterstützung unbedingt gern gesehen, um alles auf möglichst viele Schultern zu verteilen, damit alle mit Kraft und Freude dabeibleiben können. Melden Sie sich also gerne! 

Vielleicht bildet sich ja ein kleiner Deutschkurs auch in Loccum? Auch für unregelmäßige Einsätze, die plötzlich kommen, werden immer Freiwillige gebraucht. Dies kann zum Beispiel eine Fahrt in eine Arztpraxis oder zu einer Behörde sein, die die Betreffenden nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln schaffen, oder auch etwas ganz anderes wie die Vorbereitung auf eine Sprachprüfung oder die Klärung von behördlichen Angelegenheiten.

Wie kann ich helfen?

  • Wenn Sie freien Wohnraum vermieten können, melden Sie sich im Rathaus bei Frau Damm unter 05037 9701-29 oder f.damm@stadt.rehburg-loccum.de
  • Wenn Sie ehrenamtlich unterstützen können, melden Sie sich im Rathaus bei Frau Grolms unter 05037 9701-36 oder familienservice@stadt.rehburg-loccum.de

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Stadt Rehburg-Loccum.

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