Piglet-Kulturzelt im Kloster

Nachricht 29. Juli 2024

Es ist genau 40 Jahre her, dass Sarah Schwarz ihren ersten Auftritt im Zirkus hatte. In der Loccumer Heide auf dem Abenteuerplatz der Kirchengemeinde Wettbergen war das Thema „Zirkus“. 70 Kinder übten Jonglage, Kugellauf, Clownsnummern und Voltigieren mit unseren Pferden. Die Freizeit endete mit einem großen Auftritt in der selbstgebauten Manege vor Eltern und Freunden. Der Zirkus erhielt auch schnell einen Namen: „Giovanni“ nach unserer Kirchengemeinde „Johannes der Täufer“. Von da an gab es nur noch Zirkus! Fast jedes Wochenende waren 40 Kinder und eine eigene Kapelle unterwegs. Anfangs im Freien, dann im eigenen Zirkuszelt. Als Bernhard Paul – Gründer und Direktor des Circus Roncalli – die Patenschaft für Giovanni übernahm, wurde der Auftrittskreis größer und größer. Von Wien bis Amsterdam und von St. Petersburg bis Italien reisten die „Giovannis“. Sarah genoss die Reisen.

Als sie nach dem Abitur ein Studium der Erziehungswissenschaften begann
(mehr auf Wunsch der Eltern) dauerte es nur ein paar Monate. Es war ihr zu langweilig und so packte sie an einem Neujahrstag einen Koffer und einen Rucksack und fuhr nach Paris um in der Zirkusakademie eine Ausbildung zur Seiltänzerin zu beginnen. Sie konnte kein Wort französisch („Ich bin wahrscheinlich die einzige Zirkusdirektorin mit Großem Latinum“). In Paris fand sie immer wieder Auftrittsmöglichkeiten, so dass sie auch schnell finanziell unabhängig wurde. Und dann kamen die großen Auftritte: In allen großen Varietés in Deutschland, drei Jahre im Big Apple Circus in New York, zwei Jahre in England im Gifford-Circus. Mit einem eigenen Programm trat sie ein Jahr lang in Myanmar auf.

Die aufregendste und schönste Zeit war sicherlich die Produktion der
ARTE-Serie „So ein Zirkus“ 2015 /16. In dieser Zeit bereiste sie 20 Länder
von Äthiopien bis Kanada, von Mexico, Argentinien bis Japan, von Russland
bis in die Mongolei.

Zurück in Paris arbeitete sie in der Zirkusschule Fratellini als Seiltanzlehrerin, fand aber nach drei Jahren: „Räder müssen rollen“. So gründete sie ihren eigenen Zirkus, den „Piglet Circus“ und reiste mit dem Programm durch Frankreich. Und irgendwann wollte sie zurück nach Deutschland. So landete sie in Landesbergen, kaufte mit ihrem Mann und ihrem Bruder den „Nuttelmann-Hof“ und ging mit ihrem Zirkus wieder auf Reisen. „Ich habe ja die ganze Welt gesehen, jetzt trete ich nur noch in der Region für die Region auf.“

In diesem Jahr will sie etwas Neues probieren. In Loccum, wo alles vor 40
Jahren begann, will sie zusammen mit dem Kloster ein Kulturprogramm im Zirkuszelt inszenieren. Auf der Wiese hinter dem Parkplatz sollen vom 1. bis 18 August die unterschiedlichsten Kulturprogramme angeboten werden. Getreu dem Motto: in der Region – für die Region. Ein Programm für alle Generationen!

Hella Schwarz